Letzten Donnerstag waren wir zu Gast bei den Schulen in Eringerfeld. Man hat viele Bilder von den Schulen in Eringerfeld im Kopf – in erster Linie denkt man vor allem an ein Internat. Doch dies hat sich über die letzten Jahre längst geändert. Die Schulen in Eringerfeld sind viel stärker zu Geseker Schulen geworden. Wir wollten uns den Schulstandort hier mal genauer anschauen, um uns selbst ein Bild von der Arbeit vor Ort zu machen.
Und eines vorab: Wir haben einen hervorragenden Eindruck von der Arbeit vor Ort gewonnen. Die Schulen in Eringerfeld sind eine gute Ergänzung zur Schullandschaft in Geseke. Im Austausch haben wir viel dazu gelernt und wollen die Arbeit hier vor Ort in Zukunft politisch stärker unterstützen.
Schulen in Eringerfeld – ein kleiner historischer Abriss
Seit 1961 ist Eringerfeld bereits Schulstandort. Mit einer längeren Unterbrechung also schon seit fast 60 Jahren. Jedoch vor allem für Internate und damit nie wirklich stark in die Geseker Schullandschaft integriert. Zunächst im Schloss untergebracht, bald in einem von der Dr.-Kirchner-Gruppe gebauten Schulkomplex, wurden hier Schüler aus ganz Deutschland unterrichtet, aber eben kaum aus Geseke selbst. Zwischenzeitlich befand sich hier sogar Deutschlands größtes Internat mit fast 2.000 Schülern. Damit waren ein rGoßteil der Einwohner Eringerfelds faktisch Internatsschüler.
Die verschiedenen Schulen in Eringerfeld trafen jedoch immer wieder auf finanzielle Probleme. 1987 musste der erste Schulträger schließen. Ab 2000 wurde am Standort dann unter dem Namen Talenta ein erheblich kleineres Internat betrieben – damals auch mit einer Grundschule (die allerdings nur für Tagesschüler). Auch die musste schließlich aus finanziellen Gründen geschlossen werden.
2006 öffneten dann die heutigen Schulen in Eringerfeld ihre Tore. Betrieben vom Verein „Regenbogen Bildungswerkstatt e.V.“ und bis heute wirtschaftlich stabil. Mit großem schulischem Erfolg (der erste Abiturjahrgang hatte insgesamt 16 Einser-Abiturienten vorzuweisen) wird hier weiter ein Gymnasium betrieben. Neu dabei ist diesmal eine Realschule. Die letzte Realschule in Geseke seitdem die städtische Realschule in der Sekundarschule aufgegangen ist.
Zunächst war auch unter dem neuen Schulträger Eringerfeld vor allem ein Internatsstandort. Bis 2017 waren etwa 90% der Schüler Internatsschüler. Dadurch waren die Schulen in Eringerfeld weiter nicht wirklich stark in die Geseker Schullandschaft integriert, kamen die Schüler doch aus allen Teilen Deutschlands und eben nicht aus Geseke. Um 2017 wandelte sich dies aber radikal. Heute sind nur noch ein kleiner Teil der Schüler Internatsschüler. Über 60% sind Tagesschüler, vor allem aus Geseke und Büren.
Durch diese Veränderung stellt sich von neuem die Frage der Integration Eringerfelds in die Geseker Schullandschaft. Ein Grund für unseren Besuch bei den Schulen in Eringerfeld.
Hürden für den Schulstandort Eringerfeld
Als Schulen in privater Trägerschaft treffen die Schulen in Eringerfeld leider auf manche Probleme. Zunächst zu nennen ist hier die mehr als suboptimale Verkehrsanbindung Eringerfelds. Während bei städtischen Schulen die Stadt sich um den Schulverkehr kümmert, muss sich im Fall der Schulen in Eringerfeld der private Schulträger darum kümmern. Dafür besitzen die Schulen eigene Busse, die die Schüler morgens nach Eringerfeld bringen und nachmittags wieder zurück. Dies ist zum einen ein enormer logistischer Aufwand, der schwer zu koordinieren ist, und kostet zum anderen natürlich viel Geld.
Die andere große Hürde ist der immer noch überwiegende Ruf als mehrheitliches Internat. Dadurch, dass Eringerfeld über fast 60 Jahre ein reiner und später mehrheitlicher Internatsstandort war, hält sich auch heute noch beständig der Ruf, es handle sich hier im Wesentlichen nur um ein Internat. Auch wenn diese gefühlte Wahrheit längst durch die Realität eingeholt wurde. Dies führt dazu, dass die Schulen in Eringerfeld von Eltern aus der Region oft weniger in Betracht gezogen werden als andere Schulen.
Hervorragende pädagogische Arbeit bei den Schulen in Eringerfeld
Trotz dieser Hürden wird in Eringerfeld allerdings hervorragende Arbeit geleistet. Wir waren bei unserem Besuch beeindruckt. Gerade das engere Betreuungsverhältnis zwischen Lehrern und Schülern führt dazu, dass hier wirklich stark auf individuelle Bedürfnisse und Ansprüche von jedem einzelnen Schüler eingegangen werden kann. Sei es nun in der Mitte der Schullaufbahn, wenn zum Beispiel Lernprobleme auftreten, oder nach hinten raus bei der Berufsorientierung. Man bekommt das Gefühl, dass hier wirklich jeder einzelne Schüler vom ersten bis zum letzten Tag, und teilweise sogar darüber hinaus, an die Hand genommen und hervorragend begleitet wird.
Gerade in die Vermittlung von Schülern in Ausbildung und Studium wird hier viel Zeit investiert. Und auch die Schulen selbst werden für manche ehemalige Schüler zum Ausbildungsplatz. So werden an dem Standort auch angehende Sozialarbeiter ausgebildet, die sich oft aus ehemaligen Schülern rekrutieren. Insgesamt scheint die Verbundenheit der Alumni mit den Schulen groß zu sein – ein Zeichen dafür, dass man hier manches richtig macht.
Auch zu erwähnen ist, dass die Schulen gerade frisch für ihre Arbeit mit digitalen Medien ein Siegel für Digitale Schulen vom Land NRW bekommen haben. Die meisten Räume sind mit digitalen Tafeln ausgestattet, iPads gibt es klassenweise, um den Unterricht zu unterstützen. Die Realschule hat seit etwa 2 Jahren einen neuen Medienraum und bietet Informatik im Wahlpflichtbereich an.
Unser Fazit
Man könnte ja sagen: Geseke hat doch alles, was man an Schulen braucht. Wir haben ein sehr gutes Gymnasium für Kinder, die direkt das Abitur anstreben, und eine Sekundarschule für jene, die entweder einen Hauptschul- oder Mittleren Schulabschluss anstreben oder lieber einen anderen Weg zum Abitur nehmen wollen, der über längeres gemeinsames Lernen geht.
Aber jede Schule ist eben individuell, genauso wie jedes Kind. Und auch das beste Gymnasium ist nicht für jedes Kind mit Gymnasialempfehlung geeignet. Manche Kinder brauchen eben zum Beispiel unbedingt kleinere Schulen, weil sie in großen Schulen drohen unterzugehen. Für andere macht die Schulgröße überhaupt keinen Unterschied. Um für möglichst viele Schüler eine ideale Schule anbieten zu können, ist eine breite Schullandschaft unerlässlich.
Für uns ist daher klar, dass die Schulen in Eringerfeld ein wichtiger Teil der Schullandschaft in Geseke sind. Nicht als Konkurrenz zu den städtischen Schulen, sondern als Ergänzung. Hier wird, wie oben gesagt, hervorragende pädagogische Arbeit geleistet. Dabei wollen wir die Schulen in Zukunft stärker unterstützen.