Ein Jugendparlament für Geseke

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Seit der letzten Kulturausschusssitzung wird wieder über unseren Vorschlag geredet, in Geseke ein Jugendparlament zu gründen. Im Folgenden wollen wir erklären, was das ist und warum es gut für Geseke wäre.

Was ist das? Ein Jugendparlament?

Ein Jugendparlament (manchmal auch Jugendforum oder Jugendrat) ist eine Institution, die aus jungen Menschen besteht und sich für die Interessen und Anliegen der Jugendlichen in einer Stadt oder Gemeinde einsetzt. Jugendparlamente haben oft die Aufgabe, die Jugendlichen gegenüber der Stadtverwaltung, Politikern und anderen Entscheidungsträgern zu vertreten und ihre Stimme zu Gehör zu bringen. Sie können beispielsweise Vorschläge zur Verbesserung der Infrastruktur oder der Freizeitangebote machen oder sich für eine nachhaltigere Umwelt einsetzen. In vielen Fällen haben Jugendparlamente auch ein Mitspracherecht bei der Entscheidungsfindung und können so dazu beitragen, dass die Anliegen der Jugendlichen Berücksichtigung finden.

In der Regel gibt es für jedes Jugendparlament eine festgelegte Anzahl von Sitzen, die von Jugendlichen gewählt werden. Das Jugendparlament tagt regelmäßig und setzt sich für Themen ein, die für Jugendliche relevant sind, wie zum Beispiel Bildung, Freizeitgestaltung, Umwelt oder Mobilität.

In vielen Städten bekommen Vertreter des Jugendparlaments auch Antrag- und Rederecht im Stadtrat und in dessen Ausschüssen, um dort die Jugendlichen der Stadt zu vertreten.

Und wozu ist das gut?

Zunächst sollte eines klar seien: Jugendliche sind eine der wichtigsten Gruppen, wenn es um die Bewertung politischer Entscheidungen geht. Das, was wir entscheiden, sollten sie mittragen, weil es ihre Zukunft ist. Das gilt nicht nur für Klimaschutz, in dessen Kontext man diesen Punkt oft hört, sondern für nahezu jede politische Entscheidung.

Als zweites geht es natürlich auch darum, den Interessen von Jugendlichen in Geseke Gehör zu verschaffen, egal ob es nun um Freizeitmöglichkeiten oder der Ausstattung von Schulen geht. Jugendliche sind leider eine Gruppe, die traditionell wenig Gehör in der Politik findet. Das mag unter anderem daran liegen, dass sie kein Wahlrecht haben. Ein Jugendparlament gibt ihnen ein starkes Instrument der Beteiligung in die Hand und sorgt dafür, dass ihre Interessen gehört werden müssen. In der Pandemie haben wir von Kindern und Jugendlichen oft verlangt, solidarisch zu seien; es ist Zeit, ihnen diese Solidarität zurückzuzahlen.

Der dritte Punkt mag im ersten Moment irrelevant wirken, ist aber tatsächlich irre relevant. Jugendparlamente sind hervorragende Wege junge Menschen für Kommunalpolitik zu begeistern und so auch Nachwuchs für die kommunalpolitische Arbeit zu gewinnen. Tatsächlich haben wir leider in der Kommunalpolitik tendenziell eher mit einer Überalterung zu kämpfen. Es ist auch gar nicht schlecht, dass ältere Mitbürger ihre Erfahrung und ihr Wissen einbringen, im Gegenteil: Geseke hat ihnen viel zu verdanken! Wenn aber nicht ausreichend junge Menschen nachkommen, die die Kommunalpolitik in Zukunft gestalten wollen, wird es irgendwann schwer. Das Jugendparlament kann hier, neben den Jugendorganisationen der Parteien (unseren Jusos und der Jungen Union) ein guter Weg zur Nachwuchsgewinnung seien, nicht nur für unsere Partei, sondern für die Politik insgesamt.

Was sagen die Jugendlichen?

Laut eines Artikels der Geseker Zeitung finde diese die Idee mehrheitlich gut. Exemplarisch sei hier einmal zitiert: „Auch die Schülerin Kim Günl (16) ist der Meinung, dass ein Jugendparlament eine „sinnvolle Sache“ sei, da es zum einen nicht nur die neue Generation vertrete, sondern dem Stadtrat auch als Inspirationsquelle für neue Ideen dienen könnte. Sie findet, dass dies wichtig für die Entwicklug der Stadt sei. Außerdem meint die 16-Jährige, dass die Gründung eines Beirats bei einigen das politische Interesse wecken könnte, weil sie sonst selten mit Politik in Berührung kommen.“

Es sei an dieser Stelle aber auch einmal kurz erwähnt, dass die Geseker Zeitung lediglich am Antonianum nachgefragt hat. Uns ist es wichtig, dass alle Geseker Jugendlichen (also insbesondere auch die Schüler der Sekundarschule) in einem Jugendparlament vertreten sind.

Und übrigens: Das Jugendparlament ist eigentlich bereits beschlossen!

Bereits am 13.2.2020 wurde im damals noch zuständigen Schulausschuss auf unseren Antrag hin beschlossen Schritte hin zu einem offenen Jugendforum in Geseke einzuleiten. In der Sitzung des Ausschusses für Soziales, Kultur und Gesundheit der Stadt Geseke, in dieser Legislaturperiode zuständig, am 10.3.2022 erfolgte dann die Darstellung eines möglichen konkreten Weges dorthin durch Mitarbeiterinnen des städtischen Jugendzentrums. Favorisiert wurde hier erst einmal mit einer offenen Beteiligungsform zu beginnen (im Gegensatz zu einem Jugendparlament, dass institutionalisiert ist). Konkret geplant war einen „politischen Herbst“ zu veranstalten. Hierzu sollten Jugendliche ab der 6. Klasse sowie Vertreter der einzelnen Fraktionen eingeladen werden. Dort sollten dann erste Kontakte geknüpft und die jeweiligen Zielsetzungen besprochen werden.

Woran scheitert´s dann?

Derzeit am Personalmangel im Geseker Jugendzentrum. Einsteigen wollte man in die stärkere politische Partizipation von Jugendlichen, wie gesagt, mit einem politischen Herbst, bei dem zunächst erst einmal der Austausch mit den Parteien gesucht werden sollte. Aber auch eine institutionelle Form der Beteiligung, die das Jugendparlament ja seien wird, benötigt professionelle Begleitung. Jugendliche brauchen eben doch gelegentlich mal die ein oder andere Hilfestellung, das ist auch völlig in Ordnung so. Ohne wären sie auf sich allein gestellt und das Unterfangen „Jugendparlamament“ würde schnell scheitern. Das ganze kostet also Geld, kann aber auch aus Mitteln des Bundes gefördert werden.

Der politische Herbst soll dieses Jahr nachgeholt werden; wie es mit der Einführung eines Jugendparlaments weiter geht, ist noch unklar.

Wir bleiben an der Sache dran!